Baseball

© Bild: Chris Chow / Unsplash

Baseball

1 EINLEITUNG

Baseball, Schlagballspiel für zwei Mannschaften zu je neun Spielern, das sich vor allem in den USA großer Beliebtheit erfreut und dort als Nationalsport angesehen wird. Es wird auch in anderen Teilen der Welt von Menschen aller Altersgruppen gespielt. Ziel des Spieles ist es, mehr Runs als die gegnerische Mannschaft zu erzielen, indem die Schlagmänner der angreifenden Mannschaft versuchen, das Feld so oft wie möglich zu umlaufen. Eine Feldmannschaft steht einer Schlagmannschaft gegenüber; im Verlauf des Spieles wechseln die Mannschaften ihre Rolle, so dass die Schlagmannschaft zur Feldmannschaft wird.

2 SPIELFELD

Baseball wird auf einem ebenen, maximal 175 Meter langen und 125 Meter breiten Rasenplatz gespielt. Das eigentliche Spielfeld ist in Innenfeld (Infield) und Außenfeld (Outfield) unterteilt. Diese beiden Teile bilden zusammen die gültige Spielfläche (Fair territory). Der Rest des Platzes liegt außerhalb der gültigen Spielfläche (Foul territory). Das Innenfeld besteht aus einem quadratischen Areal, das als Diamond bezeichnet wird und eine Seitenlänge von 27,47 Metern aufweist. An einer Ecke dieses Quadrats befindet sich eine fünfeckige Gummiplatte, das Schlagfeld (Home plate). Der Schlagmann steht rechts oder links vom Schlagfeld, wenn er den Ball schlägt, je nachdem, ob er Rechts- oder Linkshänder ist. An den drei Ecken des Innenfelds befinden sich – vom Schlagfeld aus entgegen dem Uhrzeigersinn – das erste, zweite und dritte Base (Mal), die jeweils durch ein Malkissen aus Segeltuch gekennzeichnet sind.

Der Wurfhügel (Pitcher’s mound), ein etwas erhöhter Bereich, befindet sich fast in der Mitte des Innenfeldes zwischen dem Schlagfeld und dem zweiten Mal. Auf dem Hügel ist eine Gummiplatte am Boden befestigt, die 18,44 Meter vom Schlagfeld entfernt ist. Der Werfer steht beim Werfen mit einem Fuß auf der Platte (Rubber). Die Base lines verlaufen zwischen Schlagmal und erstem Mal sowie zwischen Schlagmal und drittem Mal. Ihre Verlängerungen sind die Auslinien (Foul lines), sie begrenzen das Außenfeld. Diese Linien grenzen den ungültigen Bereich vom gültigen Spielfeld ab. Markierungslinien gibt es auch von der ersten zur zweiten und von der zweiten zur dritten Markierung. Auf ihnen bewegt sich der Läufer. Insgesamt markieren diese vier Linien ein Quadrat, das Innenfeld (Infield) genannt wird. Den Bereich des Außenfeldes hinter dem ersten Base nennt man rechtes Feld (Right field), der hinter der zweiten Base Mittelfeld (Center field) und der hinter der dritten Markierung linkes Feld (Left field). Die äußerste Grenze des Außenfeldes ist durch einen Zaun markiert.

Entlang der Markierungslinien befinden sich im Foul Territory zwei überdachte Unterstände (Dugouts), wo sich die Spieler aufhalten, die gerade nicht am Spielgeschehen beteiligt sind. Auch die Trainer und Betreuer haben einen markierten Bereich, in dem sie sich aufhalten dürfen (Coach’s box). Mit Kreide markierte Felder auf beiden Seiten des Schlagmales markieren den Bereich, in dem der Schlagmann stehen darf (Batter’s box). Ähnlich sind auch die Bereiche begrenzt, in denen sich die Werfer während des Spieles warm machen und in denen sich die Schlagmänner vorbereiten können (Next Batters’ circle).

3 SPIELVERLAUF

Ein Baseballspiel besteht aus neun Durchgängen, so genannten Innings. Die Mannschaft, die am Ende des neunten Durchgangs die meisten Punkte (Runs) erzielt hat, gewinnt. Zu Beginn des Spieles wirft der Werfer (Pitcher) den Ball in Richtung des Schlagmannes (Batter oder Hitter) der gegnerischen Mannschaft. Dabei versucht er den Ball so zu werfen, dass der Gegner Mühe hat, den Ball regelgemäß ins Feld zu schlagen. Gelingt es dem Werfer nicht, bei vier Versuchen einen gültigen, d. h. genauen Wurf anzubringen, darf der Schlagmann zum ersten Base gehen. Der Spieler kann nach erfolgreichem Schlag einen Punkt (Run) erzielen, indem er entgegen dem Uhrzeigersinn an einer Reihe von Markierungen (Bases) vorbei um einen Teil des Spielfeldes herumläuft, bevor ihn ein Feldspieler „aus” (out) machen kann. Der Läufer ist „aus”, wenn der Ball von einem Feldspieler aus der Luft gefangen wurde und von diesem mit dem Ball in der Hand berührt wurde.

Ein Durchgang ist in zwei Hälften geteilt, die als Top (oberer oder erster Teil) und Bottom (unterer oder zweiter Teil) des Durchgangs bezeichnet werden. Während der ersten Hälfte eines Durchgangs ist eine Mannschaft die Schlagmannschaft, die andere die Feldmannschaft. Hat die Schlagmannschaft drei Outs erreicht, wechseln die Mannschaften die Seiten, und die zweite Hälfte des Durchgangs beginnt. Haben beide Mannschaften nach neun Durchgängen die gleiche Punktzahl, geht das Spiel so lange weiter, bis am Ende eines Zusatzdurchgangs eine Mannschaft mehr Punkte hat als die andere.

4 SPIELGERÄT UND AUSRÜSTUNG

Zur Grundausrüstung für das Baseballspiel gehören ein harter Ball, ein Aluminium- oder Holzschläger, für jeden Feldspieler ein gepolsterter Lederhandschuh zum Fangen des Balles, Schuhe mit Stollen und Schutzhelme für die Schlagmänner. Der Fänger (Catcher) trägt besondere Schutzkleidung, u. a. einen Helm, eine käfigartige Maske, einen gepolsterten Brustschutz und Schienbeinschützer.

Der Ball besteht aus Korkkern, der mit mehreren Lagen Gummi und Garn umwickelt und in eine Lederhülle eingenäht ist. Ein Baseball hat einen Umfang von etwa 23 Zentimetern und ein Gewicht von 142 bis 149 Gramm. Der keulenförmige Schläger aus Holz ist maximal 1,06 Meter lang, sein Durchmesser an der dicksten Stelle darf sieben Zentimeter nicht überschreiten. Größe und Machart des Handschuhes, der Stollenschuhe, des Schutzhelmes für den Schlagmann und anderer Ausrüstungsgegenstände sind ebenfalls reglementiert.

5 DIE MANNSCHAFT

Eine Baseballmannschaft bringt neun Spieler auf das Feld, von denen jeder auf einer bestimmten Position spielt. Der Werfer bringt den Ball ins Spiel, indem er ihn in Richtung des Schlagfeldes wirft. Ein Wurf wird Pitch genannt. Ein Werfer kann verschiedenartige Würfe ausführen, indem er den Ball auf eine ganz bestimmte Weise hält und so den Drall des Balles beeinflusst. Mit diesen Techniken und durch Variieren der Wurfkraft macht es ein Werfer dem Schlagmann schwerer, den Ball zu treffen. Man unterscheidet schnelle Würfe, Flatterwürfe und Bogenwürfe. Hat der Schlagmann den Ball nicht getroffen, fängt ihn der Fänger (Catcher) und wirft ihn zu einem Baseman oder dem Shortstop. Außerdem verteidigt der Fänger das Schlagfeld, wenn ein Läufer versucht, einen Punkt zu machen.

First Baseman, Second Baseman und Third Baseman (Spieler an der ersten, zweiten und dritten Markierung) befinden sich an oder in der Nähe dieser Markierung. Der Shortstop steht zwischen der zweiten und dritten Markierung. Aufgabe dieser Spieler ist das Fielding, das Fangen und Weiterleiten von Bällen, die ins Innenfeld geschlagen wurden, und das „Aus”-Machen von Läufern, die versuchen, um das Quadrat (Diamond) zu laufen. Drei Außenfeldspieler (Outfielders) stehen im rechten, linken und Mittelfeld. Ihre Aufgabe ist das Fangen und Weiterleiten von Bällen, die ins Außenfeld geschlagen wurden.

Während die Spieler einer Mannschaft auf dem Spielfeld sind, stellt die andere den Schlagmann. Ein Spieler nach dem anderen, in einer bestimmten Reihenfolge, ist an der Reihe zu schlagen. Bei den beiden Profiligen (Major leagues) unterscheiden sich die Regeln für das Schlagen geringfügig. Bei der National League ist der Werfer auch Schlagmann. Bei der American League schlägt anstelle des Werfers ein Stellvertreter, der Designated hitter genannt wird. Dieser Spieler wird nicht als Feldspieler eingesetzt.

6 REGELN (AUSWAHL)

Die Gastmannschaft ist immer zuerst mit dem Schlagen an der Reihe, also in der ersten Hälfte (Top) des Durchgangs, und die Heimmannschaft spielt im Feld. Eine Mannschaft erhält einen Punkt, wenn einer ihrer Spieler die erste Markierung erreicht, in der Regel nachdem er den Ball geschlagen hat, und dann weiter über die zweite und dritte Markierung erfolgreich das Schlagfeld erreicht. Die Feldmannschaft versucht, die Spieler der gegnerischen Mannschaft „aus” zu machen, bevor es ihnen gelingt, von einer Markierung zur anderen um das Quadrat zu laufen. Hat eine Mannschaft drei Aus (Outs), ist die Hälfte des Durchgangs vorbei, und die Mannschaften tauschen die Rollen.

6.1 Werfen

Während des gesamten Spieles dreht sich alles um das Geschehen zwischen Werfer und Schlagmann. Der Werfer hat die erste Gelegenheit, den Schlagmann „aus” zu machen. Der Werfer versucht, den Ball in die Schlagzone (Strike zone) zu werfen. Das ist der Bereich direkt über dem Schlagfeld, etwa von den Achseln bis zu den Knien des Schlagmannes. Ein Wurf in diesen Bereich, den der Schlagmann nicht zurückschlagen kann, wird Strike genannt. Dazu gehören auch Würfe, nach denen der Schlagmann schlägt, die er aber nicht trifft, und die ersten beiden Male, bei denen der Schlagmann den Ball in den Bereich außerhalb des gültigen Spielfeldes (Foul territory) schlägt. Nach drei Strikes ist der Schlagmann aus. Einen Wurf, der nicht durch die Schlagzone (Strike zone) fliegt und den der Schlagmann nicht zurückzuschlagen versucht, nennt man Ball. Wirft der Werfer viermal einen Ball, darf der Schlagmann zum ersten Mal gehen (genannt Walk). Ob ein Wurf ein Strike oder ein Ball ist, wird von einem Schiedsrichter entschieden.

6.2 Laufen

Erreicht ein Schlagmann eine Markierung, nachdem er den Ball so zurückgeschlagen hat, dass die Feldspieler ihn nicht erfolgreich fangen und zurückwerfen können, hat der Schlagmann einen Base hit erzielt. Bei einem Base hit versucht der Läufer, so viele Markierungen wie möglich zu erreichen, ohne dass er „aus” gemacht wird. Einen Base hit, bei dem der Läufer das zweite Base erreicht, nennt man Double, einen, bei dem er das dritte Base erreicht, Triple.

Ein Schlagmann kann das erste Base außer durch Base hits und Walks auf verschiedene Arten erreichen. Die häufigsten sind: 1. Der Schlagmann wird vom Ball getroffen; 2. ein Feldspieler fängt einen Ball, der in das gültige Spielfeld geschlagen wurde, nicht richtig, und der Schlagmann erreicht deshalb sicher ein Base (Error); 3. der Fänger behindert den Schlagmann bei einem Schlagversuch; 4. der Fänger lässt nach dem dritten Strike den Ball fallen, und der Schlagmann erreicht das erste Base, bevor ein Feldspieler im Ballbesitz diese Markierung besetzt oder den Läufer berührt.

Einen Schlagmann, der das nächste Base sicher erreicht, bezeichnet man als Base runner. Ein Base runner darf zum nächsten Base weiterlaufen, wenn ein nachfolgender Schlagmann den Ball zurückschlägt. Wird ein geschlagener Ball im Flug (d. h., während er sich in der Luft befindet) gefangen, kann der Läufer weiterlaufen, darf das Base aber erst verlassen, nachdem der Ball gefangen wurde. Manchmal nimmt ein nachfolgender Schlagmann die Möglichkeit eines Base hit nicht wahr, um den Läufer weiterkommen zu lassen. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, besteht darin, einen Schlag mit einem Flugball zu opfern, d. h. ein leichtes Fangen zu ermöglichen. Eine andere Möglichkeit ist, einen Bunt zu schlagen; das bedeutet, den Schläger nur hinzuhalten statt auszuholen und zu schlagen, damit der Ball langsam ins Innenfeld rollt. Bei dieser Aktion opfert sich der Schlagmann, er wird meist „aus” gemacht, und der Läufer erreicht sicher das nächste Base.

Ein Läufer kann auch durch Stealing a base (das Weiterkommen stehlen) zum nächsten Base vorrücken. Dieses Vorgehen ist unter bestimmten Umständen erlaubt, z. B. wenn der Werfer gerade wirft oder der Fänger den Ball fallen lässt. Um ein solches Stehlen (Steal) zu verhindern, muss ein Feldspieler den Läufer mit dem Ball berühren (Tag).

6.3 Aufgaben der Feldspieler

Schlägt ein Schlagmann den Ball zurück, haben die Feldspieler mehrere Möglichkeiten, den Schlagmann daran zu hindern, das erste Base sicher zu erreichen. Diese Aktion nennt man „den Schlagmann aus machen” (put out). Zum Beispiel ist ein Schlagmann „aus”, wenn ein Feldspieler einen geschlagenen Ball fängt, bevor er den Boden innerhalb oder außerhalb des gültigen Spielfeldes berührt. Ein Schlagmann ist auch dann „aus”, wenn ein Feldspieler im Ballbesitz den Läufer berührt oder das erste Base besetzt, bevor der Schlagmann dort ankommt. Feldspieler nehmen den Ball häufig da auf, wo er hingeschlagen wurde, und werfen ihn dem Spieler zu, der das erste Base deckt und der dann diese besetzt. Auch wenn der Schlagmann das erste Base sicher erreicht, haben die Feldspieler noch weitere Gelegenheiten, Spieler „aus” zu machen und einen Punktgewinn zu verhindern. Befindet sich ein Spieler auf einer Markierung, zu der ein nachfolgender Schlagmann oder Läufer vorrücken muss, ist er gezwungen, zur nächsten zu laufen. Bei einem solchen erzwungenen Vorgehen (Force) kann ein Feldspieler den Läufer „aus” machen, indem er das Base besetzt, bevor der Läufer sie erreicht. Liegt kein erzwungener Lauf vor – rückt also kein Läufer vom vorherigen Base nach –, muss ein Feldspieler im Ballbesitz den Läufer berühren (Tag).

Gelingt es den Feldspielern, in einem Spielzug zwei Läufer „aus” zu machen, spricht man von Double play, werden drei Läufer „aus” gemacht, nennt man dies Triple play. Ein Double play ergibt sich meist dann, wenn der Schlagmann den Ball im Innenfeld auf den Boden schlägt. Während der Läufer versucht, vom ersten zum zweiten Base zu gelangen, bekommt ein Innenfeldspieler den Ball, tritt auf das zweite Base und macht so den Läufer (Base runner) „aus”. Dann wirft er den Ball schnell einem Spieler zu, der die erste Markierung deckt und so den Schlagmann „aus” macht.

6.4 Punktgewinn

Ein Läufer macht einen Punkt, wenn er es schafft, über alle Bases zum Home base zu laufen, ohne dass er unterwegs „aus” gemacht wurde. Ein Punktgewinn geht meist auf eine Kombination aus Base hits, Walks oder Opfern (Sacrifices), geschicktem Laufen von einer Markierung zur anderen und Fehlern der Verteidigermannschaft zurück. Manchmal schafft es ein Läufer, nach einem einzigen Schlag alle Markierungen zu überqueren. Das bezeichnet man als Home run (den Punkt nach Hause bringen). Meist erzielt ein Schlagmann einen Home run, wenn er den Ball über den Begrenzungszaun des Außenfeldes schlägt. Das nennt man Inside-the-park home run (Home run innerhalb des Stadions). Befinden sich noch andere Läufer an den Markierungen, wenn ein Home run geschlagen wird, können diese auch einfach die noch vor ihnen liegenden Markierungen passieren und ebenfalls Punkte machen. Stehen an allen drei Markierungen Läufer, wenn der Schlagmann einen Home run schlägt, nennt man dies Grand Slam.

7 GESCHICHTE

Es gibt zwar keine Zweifel daran, dass sich Baseball, wie wir ihn kennen, in Nordamerika entwickelte, aber der genaue Ursprung des Spieles lässt sich nur schwer bestimmen. Die meisten Experten glauben, dass Baseball aus einer Reihe verwandter Spiele hervorging wie z. B. Kricket und Schlagball. Einer anderen Version nach erfand Abner Doubleday, der im Amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) Offizier der Unionsstaaten war, das Baseballspiel 1839 in Cooperstown (Bundesstaat New York). Obwohl es für diese Geschichte kaum Beweise gibt, befindet sich dort ein Baseball-Museum (Baseball Hall of Fame Museum).

7.1 Ursprünge

Es gibt Anzeichen dafür, dass es Spiele mit einem Ball und einem Schläger bereits seit den Anfängen der kulturellen Entwicklung gibt. In alten Kulturen in Persien, Ägypten und Griechenland spielte man Schlagballspiele in der Freizeit und bei bestimmten Feierlichkeiten. Spiele dieser Art hatten sich bis zum Mittelalter in ganz Europa verbreitet und wurden in einer Reihe von Abwandlungen sehr beliebt. Europäer führten bereits im 17. Jahrhundert Schlagballspiele in den amerikanischen Kolonien ein. Während des gesamten 18. Jahrhunderts galten sie aber weithin als Kinderspiele. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts hatte eine Reihe von Schlagballspielen in Nordamerika große Beliebtheit erlangt. Die meisten dieser Spiele stammten aus England. In Städten des Nordostens wie Boston, New York und Philadelphia spielte man Kricket. Die größte Ähnlichkeit mit heutigem Baseball hatte jedoch das englische Spiel (Rounders), das schließlich in ganz Nordamerika Verbreitung fand.

Beim Rounders musste ein Schlagmann einen Ball schlagen und um mehrere Markierungen herumlaufen, ohne „aus” gemacht zu werden. Wurde ein Ball in der Luft gefangen oder auch nach einmaliger Bodenberührung, galt dies als „Aus”-Machen. Zum Rounders gehörte auch das Plugging (englisch: jemandem eine verpassen), wobei ein Feldspieler einen Läufer dadurch „aus” machen konnte, dass er ihn mit dem Ball zwischen den Malen „abwarf”. Die Regelnwaren in verschiedenen Gegenden unterschiedlich, und das Spiel hatte auch unterschiedliche Namen, darunter Town ball, One o’ cat und schließlich Baseball.

7.2 Das New York Game

Der erste Baseballverein wurde 1842 von einer Gruppe junger Männer in New York City gegründet. Diese von Alexander Cartwright geführte Gruppe nannte ihren Verein den Knickerbocker Base Ball Club. Die Knickerbocker entwickelten ein 20 Punkte umfassendes Regelwerk, das 1845 zum ersten Mal veröffentlicht und die Grundlage des heutigen Baseballs wurde. Am 19. Juni 1846 führten die Knickerbocker ein Spiel durch, das allgemein als das erste offizielle, moderne Baseballspiel gilt. Sie trafen auf eine andere Vereinsbaseballmannschaft, die sich der New York Club nannte, im heutigen Hoboken (New Jersey). Die beiden Mannschaften spielten ein Spiel vollständig nach den Knickerbocker-Regeln. Die Knickerbocker verloren mit 1:23.

Die Spielweise der Knickerbocker verbreitete sich rasch während der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts, als überall in New York Baseballvereine gegründet wurden, die die neuen Regeln übernahmen. Am Ende der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts hatte sich das Spiel über die Grenzen New Yorks hinaus verbreitet und wurde als das New York Game bekannt. Das New York Game verbreitete sich während des Bürgerkrieges noch schneller, denn Tausende von Unionssoldaten aus der Stadt New York führten das Spiel dort ein, wo sie eingesetzt wurden. 1865, am Ende des Krieges, war das Spiel im ganzen Land zur beliebtesten Spielart des Baseballs geworden. Bald danach war der Name New York Game für das Spiel verschwunden – es wurde einfach zum Baseball.

7.3 Ligabetrieb in Nordamerika

Die Major leagues bilden die höchste Ebene der Baseballwettkämpfe in Nordamerika. Ihnen gehören Mannschaften aus den USA und Kanada an. Die Major leagues sind aufgeteilt in National League (NL) und American League (AL). Jede der beiden Ligen besteht aus 14 Mannschaften, die innerhalb ihrer Liga in drei Gruppen (Divisions) aufgeteilt sind. In beiden Ligen heißen diese Gruppen jeweils Eastern Division, Central Division und Western Division.

7.3.1 Die nordamerikanischen Major leagues

Die Baseballsaison der nordamerikanischen Major league reicht von April bis Oktober und besteht aus der Hauptsaison (Regular season), den Entscheidungsspielen (Play-offs) und der World Series. Während der Saison trägt eine Mannschaft 162 Spiele gegen die anderen Mannschaften in ihrer Liga aus. Die Mannschaft, die innerhalb der eigenen Gruppe (Division) die meisten Siege erringt, ist Gruppensieger und darf an den Entscheidungsspielen teilnehmen. Außerdem kommt zusätzlich die Mannschaft in die Entscheidungsspiele, die nach den Gruppengewinnern am besten abgeschnitten hat und die man Wild-card-Mannschaft nennt.

In jeder Liga gibt es eine eigene Entscheidungsrunde, in der die drei Gruppensieger und die Wild-card-Mannschaft gegeneinander antreten. Jeweils zwei Mannschaften werden gegeneinander aufgestellt und tragen eine Serie von Spielen aus. Die Mannschaften aus diesen Paarungen, die die meisten Spiele ihrer Serie gewonnen haben, rücken in die nächste Runde der Entscheidungsspiele auf. In der letzten Spielserie der Ligaentscheidungsspiele wird der Meister der Liga ermittelt. Die Ligameisterschaft wird Pennant (Siegesfahne) genannt. Die beiden Gewinner der Ligameisterschaften der National League und der American League treffen in der World Series aufeinander, aus der schließlich der Major-league-Champion hervorgeht.

In der Major league gibt es daneben alljährlich einen weiteren Wettbewerb: das All-Star-Spiel, in dem eine Mannschaft, bestehend aus Spielern der National League, gegen eine aus Spielern der American League antritt. Es findet während der All-Star-Pause statt, einer Spielpause in der Mitte der Hauptsaison, in der sich die Spieler kurzzeitig erholen.

7.3.2 Die nordamerikanischen Minor leagues

Eine Minor league ist jeder Verband von Profibaseballvereinen außerhalb der Major leagues, die von der NAPBL (National Association of Professional Baseball Leagues: Nationaler Verband der Profibaseballigen) anerkannt ist. Die NAPBL teilt die Ligen nach den Fähigkeiten der Spieler in vier Klassen ein: Klasse A Rookie (Neuling), Klasse A, Klasse AA und Klasse AAA. Viele Baseballvereine der Major leagues unterhalten auch Mannschaften, die in Minor leagues spielen und die man Farm teams nennt. Dadurch erhalten Spieler die Möglichkeit, in der Minor league ihre Fähigkeiten zu verbessern.

7.4 Amateurbaseball in Nordamerika

Der Amateurbaseball ist die älteste Form des Baseballs mit einer Verbandsstruktur. Die ersten Profimannschaften begannen als Amateurbaseballvereine. Heute fördern noch immer viele Jugendgruppen, Schulen usw. Amateurbaseballmannschaften. Die Karriere vieler Profibaseballspieler begann im Amateurbaseball.

Im größten Teil der Amateurligen spielen Kinder und Jugendliche. Die Little League, die es seit 1939 gibt, ist ein Verband, der in den Gemeinden vieler Länder Baseballprogramme durchführt. In der Little League spielen Jungen und Mädchen im Alter von sechs bis 18 Jahren. Jedes Jahr wird eine World Series (Weltmeisterschaft) der Little League in Williamsport im US-Bundesstaat Pennsylvania ausgetragen.

7.5 Profibaseball

Mit der wachsenden Beliebtheit des Baseballs erkannte man, dass die Möglichkeit bestand, finanziell Gewinn aus dem Spiel zu ziehen. In den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts betrieben Grundbesitzer Baseballstadien, die sie an Baseballvereine vermieteten. Die Baseballmannschaften sammelten üblicherweise Spenden von ihren Anhängern, um die Kosten zu decken. Das erste vollständig abgeschlossene Baseballstadion, die Union Grounds in Brooklyn im Bundesstaat New York, wurde 1862 fertig gestellt. Diese Art von Stadion erfreute sich bald großer Beliebtheit bei den Besitzern, da sie Essen und Getränke an die Zuschauer verkaufen konnten, ohne dass ihnen Straßenverkäufer Konkurrenz machten. Die erste Profimannschaft, die Cincinnati Red Stockings, entstand 1869. 1876 schlossen sich acht Baseballvereine zur National League zusammen, und 1901 startete die American League ihre erste Saison. 1903 erklärte sich die National League bereit, die American League anzuerkennen, und Mannschaften aus beiden Ligen trafen sich zur ersten World Series.

7.6 Weitere Entwicklung im 20. Jahrhundert

Anfang des 20. Jahrhunderts erfreute sich der Baseball der Major leagues großer Beliebtheit. Die Zuschauerzahlen stiegen stark an, und die World Series wurden zu einem der wichtigsten, alljährlich stattfindenden Sportereignisse. In den zwanziger Jahren gewann der Sport noch mehr an Beliebtheit durch neue Regeln und die Entwicklung eines schnelleren Balles, dessen Inneres aus Kork bestand, was zu einer höheren Zahl von Home runs führte. Babe Ruth, der sich 1920 den New York Yankees anschloss, gehört zu den Schlagmännern, die die meisten Home runs aller Zeiten erzielten. Der Aufschwung beim Baseball setzte sich in den dreißiger Jahren fort, als die Spiele häufig im Rundfunk übertragen wurden. Auch die ersten Nachtspiele der Major league fanden in den dreißiger Jahren statt. Sie ermöglichten es den Baseballfreunden, nach der Arbeit zu einem Spiel zu gehen.

Von der Mitte der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts bis zur Mitte der vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts durften Spieler schwarzer Hautfarbe nicht an Spielen der Major leagues teilnehmen. Sie spielten stattdessen in Mannschaften, die ausschließlich aus Schwarzen bestanden, von denen sich viele zu den Negro leagues zusammenschlossen. Ihre zum Teil hervorragenden Leistungen, vor allem die des Spielers Jackie Robinson in der Zeit um 1947, trugen dazu bei, Rassenvorurteile im Sport abzubauen.

7.7 Die Auswirkungen des 2. Weltkrieges

Das Baseballspiel erlitt während des 2. Weltkrieges einen starken Rückschlag, da Hunderte von Spielern der Major leagues zum Militär eingezogen wurden. Dies trug auch dazu bei, dass Frauen Interesse am Baseball entwickelten. 1943 wurde die All American Girls’ Professional Baseball League (eine Frauenprofiliga) gegründet, die bis 1954 bestand. Nach dem Krieg gab es wieder einen Aufschwung beim Baseball. Frühere Stars wie Joe Dimaggio kehrten vom Militärdienst in die Major leagues zurück. Es gab wieder abendlichen Baseball, und die Zuschauerzahlen stiegen enorm. In den neunziger Jahren war Baseball in den USA für die Spieler sehr gewinnträchtig, und obwohl sie im Vergleich zu anderen Sportarten durchaus gut bezahlt wurden, erklärten sich die Spieler für unterbezahlt und traten im September 1994 in Streik. Dieser Streik dauerte bis Mai 1995 und hatte zur Folge, dass zum ersten Mal seit 1904 die gesamte Baseballsaison ausfiel.

7.8 Baseball außerhalb Nordamerikas

Baseball wird auch in vielen anderen Ländern gespielt, besonders in Lateinamerika (insbesondere Kuba), Europa und in Japan, wo der Sport eine große Anhängerschaft hat. Der Amerikaner Horace Wilson führte Baseball 1872 in Japan ein. Profibaseball wird dort seit etwa 50 Jahren gespielt. Es gibt zwei Ligen, die Zentral- und die Pazifikliga, und insgesamt zwölf Mannschaften. Amerikanische Vereine machen häufig am Ende der Hauptsaison eine Reise durch Japan. An Schulen und Universitäten ist Baseball äußerst beliebt. Jeden Sommer nehmen 4 000 Oberschulen aus ganz Japan an einem Baseballturnier teil, das in der Nähe von Osaka ausgetragen wird. In Europa finden seit 1956 im Abstand von zwei Jahren Europameisterschaften für Amateure statt, seit 1965 gibt es einen Europapokal für Vereinsmannschaften. Der oberste europäische Baseballverband ist die Confederation Europèenne de Baseball Amateur (CEBA; gegründet 1953, Sitz in Antwerpen). In Deutschland gehört Baseball zu den Randsportarten und wird betreut vom Deutschen Baseball-Verband (DBV; 1953 als Amateur Baseball Federation Deutschland gegründet, Sitz in Mannheim). Bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta zählte Baseball erstmals zum offiziellen Wettkampfprogramm, nachdem bei den Spielen von 1984, 1988 und 1992 Demonstrationswettbewerbe stattgefunden hatten.

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